Beschreibung
Intellektuelles Engagement nach Auschwitz
Entgegen der dominierenden Rezeption ist Jean Améry, Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, ein marxistischer Denker, der Marx’ Philosophie weltverändernde Wirkung bescheinigt. Im freien marxistischen Denken sieht Améry ein utopisches Potenzial angelegt, das er mit seiner Essayistik und seinem intellektuellen Engagement zur Entfaltung bringen will. In Kontrastierung mit ausgewählten Werken der zeitgenössischen Intellektuellen Jürgen Habermas, Theodor W. Adorno und Jean-Paul Sartre zeichnet Sabine Volk die Konturen nach, die Amérys marxistisch-humanistisch geprägten Begriff des Engagements deutlich hervortreten lassen. Das Buch zeigt, dass Wissenschaft nach Auschwitz auf mindestens zwei Ebenen produktiv sein muss, wenn sie den Ansprüchen an eine »Kritische Denkpraxis« gerecht werden will: als von der individuellen Erfahrung ausgehender, dialogisch konzipierter, ideologiekritischer Entwurf einer Gesellschaftstheorie, der ständiger Aktualisierung bedarf, und als Versuch, durch die Kritik der Vergangenheit hindurch eine Utopie zu realisieren, die den fühlenden, reflektierenden und gestaltenden Menschen auf die Bühne der Weltgeschichte ruft.
Inhalt:
– Politische Sozialisation bis zum literarischen Durchbruch 1964
– Jean Améry und die drei zeitgenössischen Intellektuellen Jürgen Habermas, Theodor W. Adorno und Jean-Paul Sartre
– Auschwitz als Zäsur: Jean Amérys »Plädoyer für immerwährende Skepsis«
– Marxismus, Existenzialismus, Humanismus: Biographisch-philosophische Architektur einer »Kritischen Denkpraxis« nach Auschwitz
– »Kritische Hermeneutik«
– Der Essay als »Hort kritischer Bewusstseinsbildung«
– Jean Amérys intellektuelles Engagement