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Das Argument 343 – Exit: Menschlichkeit?
 

Das Argument 343 – Exit: Menschlichkeit?

ISSN 0004-1157 (Heft 3/4 - 2023 - erschienen Dezember 2025) 312 S.

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Kategorien: Argument Wissenschaft allgemein, Das Argument - Zeitschrift f. Philosophie und Sozialwissenschaften, Neuerscheinung Wissenschaft
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Beschreibung

Das Argument im Abo

Das Argument 343
Exit: Menschlichkeit?

Volker Braun
VERMUTUNGEN ÜBER UNSERE PROVINZ

Die Regierenden regieren ein nicht einverstandenes Volk
Das Volk erträgt eine untragbare Regierung
Die Ädilen melden, dass vollkommene Ruhe herrscht
Welche in genereller Ablehnung gründet.
Das ist nicht die gewöhnliche Meeresstille des Staats
Sondern wird oben als Alleingelassenheit erlebt
Unten als Unterdrückung, Entmündung, die kein Ventil mehr kennt.
Selbst die Attentäter sind entmutigt
Eine porentiefe Ohnmacht der Bevölkerung
Bei der die Macht keine Macht-
Mittel einsetzen muss als die generelle Zerrüttung
Und vollkommene Verfahrenheit, die die Gesellschaft
Unfähig dastehen lässt, aufgerüstet
Und abgehalftert. Auch die Konsuln
Die wir gewählt und nicht gewählt haben
Samt den gasförmigen Versprechungen
Sind unfähig, ja müssen es sein bei der Verflüchtigung aller Substanz
Überflüssig beinah durch die Bank. Wo sie sitzen
Und in ihre Handorakel blicken
Das Wort herausfischend für ihre Legislatur
Einsamkeit und Rheinmetall, wie gesagt. Vermutlich
Wird unsre Provinz wieder was darstellen
Kraft ihrer Wassersuppe. Ah wir Idioten
Ruhigtreter, Eigenbrote, wir Idioten des Staats
Werden nicht der Wandel sein
Den wir erwarten.

 

Editorial
Gebaut ist Volker Brauns Gedicht aus in ihrer Schlichtheit kraftvoll-markanten
Feststellungen zum Stand der Beziehungen zwischen dem Volk und den Regierenden.
»Sein Inhalt rät zu Bedacht«, motiviert er die Gedichtform, situiert sie »in
der Niedergangszeit« und endet mit der Frage: »Wie muss so eine Satire enden, auf
welchen Punkt ist sie zu bringen. Die Rache der Sprache ist das Gedicht (E. Jandl),
lese ich auf der Visitenkarte einer Kritikerin.«1
Wenn wir auf Brauns Wortschöpfungen in dem Gedicht achten, deren eine, die
»Entmündung«, wir auf den ersten Blick für einen Satzfehler des Wortes »Entmündigung
« halten mochten, können wir merken, wie sie mit anderen Bildgehalten
der Sprache in Beziehung treten und so ein Stück von deren poetischer »Rache«
vollziehen.
Warum nennt Braun unser Land eine »Provinz«? Oder meint er die EU insgesamt?
Ja, jeden Tag signalisieren uns die Medien, dass die Konjunktur nicht anspringt,
dass politisch und ökonomisch die Bundesrepublik zunehmend an internationalem
Gewicht verliere, von der EU ganz zu schweigen. Dass die Leute unzufrieden, die
Regierenden ratlos sind. »Einsamkeit und Rheinmetall, wie gesagt.« Unpopulärer
Sozialabbau und Aufrüstung – Gramsci würde von Hegemoniekrise sprechen. Was
aber ist das für ein Schatten, der über den Verhältnissen liegt, obgleich es ›uns‹ doch
vergleichsweise ›gutgeht‹?
(…)

Editorial weiterlesen (PDF-Download)

 

Inhalt

Exit: Menschlichkeit?
Volker Braun Vermutungen über unsere Provinz
Wolfgang Fritz Haug Editorial

Aktuelle Analysen
Cheryce von Xylander und Karen Ruoff
Kayfabe und das Fürwahrhalten im Datenimperialismus
John P. Neelsen
Das Schisma des Westens. Europa und die USA im Umbruch der Weltordnung
Karl Heinz Götze
Warum so viele Franzosen rechtsradikal wählen
Anti-, Post- und Transhumanismen
Karen Ruoff
»Crush!« – Apples Kulturquetsche
Miguel Vedda
Utopie oder Dystopie? Dialektik des Transhumanismus: zwischen ›toxischer Positivität‹ und Antiquiertheit des Menschen
Jan Rehmann
»Wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand«. Zur antihumanistischen Genealogie des Posthumanismus
Gesa Foken und Gerhard Schweppenhäuser
Im Zeichen der Affirmation. Parallelbewegungen posthumanistischen Denkens
Jan Loheit und Mariana Schütt
Mimetische Maschinen. Sozialkommunikation und Künstliche Intelligenz
Lukas Meisner
Die Positivität der Kritik und ihr Mensch. Jenseits des verzweifelten wie fröhlichen Nihilismus

Menschlichkeit – Humanität – Menschheit
Dick Boer Stand der Dinge
Hauke Neddermann
Schussfolgerung. Ein Lehrstück über KI in China und im Journalismus
Wolfram Adolphi
»Menschheit« wiedergelesen: Die unerhörte Gefahr der Selbstauslöschung
Werner Schmidt
Über den Menschen »in seiner Wirklichkeit«
Robert Cohen
Brecht, Benjamin und das Minimalprogramm der Humanität
Alessandro Cardinale
Welche Wikipedia braucht der Mensch?
Frigga Haug
Nachdenken über Antonio Labriolas Vorschlag, die Geschichte der Menschheit als Tragödie der Arbeit zu fassen

***
Loïc Wacquant Die Falle »racial capitalism«
Christoph Türcke Begriffe sind kommunistisch
Nachrichten aus dem Patriarchat
Silke Wittich-Neven Gestern ist noch nicht vorbei

u.v.m.

Das vollständige Inhaltsverzeichnis finden Sie hier:
Inhaltsverzeichnis (PDF-Download)

Hersteller: Argument Verlag GmbH
Glashüttenstraße 28, D-20357 Hamburg
verlag@argument.de

Presse zum Argument:

Eine umfassende Systemanalyse mit klar marxistischer Methodik

»Die Sprache bleibt trotz der akademischen Ausweise der meisten Schreibenden verständlich. Um technische Details geht es selten. Umso gründlicher ausgeleuchtet werden Strukturen sowie deren Wirkungen, und dies über den ganzen, weiten Bereich, den eine «Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften» eben umfasst. Oft nahm ich mir angesichts der mehreren hundert dicht bedruckten Seiten vor, einen Beitrag flüchtig zu überfliegen, las mich doch fest, stets mit Erkenntnisgewinn.« Hans Steiger, P.S. (29.01.21)

Das Argument
Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften

1959 von Wolfgang Fritz Haug gegründet.

Herausgegeben im Auftrag des Berliner Instituts für kritische Theorie (InkriT)
von Frigga Haug, Wolfgang Fritz Haug und Peter Jehle

Archiv und Redaktion: www.neu.inkrit.de/index.php/de/das-argument

Ständige Redaktion
Frigga Haug
Wolfgang Fritz Haug
Peter Jehle
Jan Loheit
Ruth May
Hauke Neddermann
Ingo Pohn-Lauggas
Michael Rahlwes
Jan Rehmann
Bernd Röttger
Thomas Weber

Feministische Redaktionsgruppe
Frigga Haug
Jutta Meyer-Siebert
Ines Philipp
Sigrun Matthiesen

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