Beschreibung
Für die lateinamerikanischen Länder markieren die 1980er Jahre einen entscheidenden Bruch in ihrer sozioökonomischen Entwicklungsstrategie. Zuvor hatten sie ihre gesellschaftliche Prosperität unter Wahrung gemeinwohlorientierter Import-Perspektiven selbst gesteuert, staatlicher Interventionismus galt als sinnvolles Instrument für ein Eingehen auf öffentliche Interessen und Bedürfnisse. Gründe für den Bruch waren vor allem das Ende des Bretton-Woods-Systems, der Anstieg des Ölpreises in den 1970er Jahren und ein erhöhtes Zinsniveau für Industrialisierungskredite. Ihre dadurch untragbare Verschuldung zwang die lateinamerikanischen Staaten, keynesianische Ausrichtungen aufzugeben und sich neoliberal anzupassen. Die erforderliche Transformation auf exportorientierte Agrarwirtschaften wurde vom IWF und der WTO gefördert– – um den Preis schwerer Auflagen zu Lasten der Binnenwirtschaft, die umfangreiche Privatisierungen verlangten. Bei diesem Prozess kam es zu langfristigen »Zersplitterungs- und Pulverisierungstendenzen« (Dieter Boris) in der Sozialstruktur aller Gesellschaften Lateinamerikas, gegen die vor allem außerparlamentarische Kräfte protestieren. Die Anthologie untersucht mit Beiträgen über Mexiko, Guatemala, Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Chile, Brasilien, Argentinien, Kuba und Jamaika, wie sich außerparlamentarische Opposition im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Assimilation durch den Staatsapparat entwickelt und wie eine Reparatur vernachlässigter oder zerstörter Infrastruktur durch Wiederherstellung bzw. Schaffung von sozialen Netzwerken gelingen kann.