Beschreibung
Die Fähigkeit, Vergangenheit zu interpretieren, leitet das emanzipatorische Interesse, sich konkret zu entwerfen. Was bleibt von jener Literatur aus der DDR, die Frauenbefreiung als Vermittlung von Utopie und konkreter Erfahrung zu verdichten suchte? Konnte die sozialistische Utopie in Richtung Feminismus überschritten werden, obwohl es keine Frauenbewegung und nicht die Kraft feministischer Theorie gab? Kornelia Hauser analysiert Texte von Christa Wolf, Irmtraud Morgner, Brigitte Reiman, Gerti Tetzner und Monika Maron auf ihre Emanzipationspotentiale. Sie erweitert die Methode der »Erinnerungsarbeit« zu einer feministischen Hermeneutik und sucht so, in den Überschreitungen der staatssozialistischen Überformung weiblicher Erfahrungen Momente des Utopischen festzuhalten.Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die in sie übersetzten sozialistischen Frauenbefreiungstheorien und das stalinistische Erbe werden materialreich als Voraussetzung und Begrenzung von Frauenbefreiungsvorstellungen analysiert. Es ist erstaunlich, wie früh die DDR-Literatur von Frauen sich von negativen Antizipationen und vielfältiger Patriarchatskritik leiten ließ.