Beschreibung
Kontextstudien zu Politik, Philosophie und Religion im Übergang zum Fordismus. Max Weber gramscianisch gelesen.
Max Weber als herausragenden Theoretiker der »Moderne« zu würdigen, ist in der Literatur zum Gemeinplatz geworden. Dagegen geht es hier um die sozialanalytische Entzifferung des Werks: Jan Rehmann untersucht, was die von Weber angestrebte Modernisierung in den ideologischen Kontexten des Wilhelminischen Deutschlands konkret bedeutet. Gestützt auf Gramscis Hegemonietheorie wird eine geistige Produktionsweise freigelegt, die alle praktischen und theoretischen Aktivitäten durchdringt. Auch dort, wo Weber seine Wissenschaft als »wertfrei« versteht, tritt er als organischer Gesamtintellektueller einer bürgerlichen Klasse auf, die erst durch politische Erziehung Führungsfähigkeit erlangen kann. Perspektive der angestrebten bürgerlichen Hegemonie ist eine neue Formation des Kapitalismus, die man später als »Fordismus« bezeichnen wird. Weber ist scharfer Kritiker einer passiven Revolution in Deutschland, die das Bürgertum gegenüber der Agrarklasse politisch und kulturell in Subalternität festhält, und entwickelt zugleich die zu seiner Zeit modernste Variante einer passiven Revolution gegenüber der sozialistischen Arbeiter*innenbewegung: einen industriellen Block aus Bourgeoisie und Facharbeiter*innenschaft, der die hegemoniale Kernstruktur des entwickelten Fordismus bilden wird. Diese zunächst am Material von Webers politischen Analysen herausgearbeiteten strategischen Achsen lassen sich auch in seiner Wissenschaftstheorie sowie in seiner Herrschafts- und Religionssoziologie auffinden.