Beschreibung
Wie Marx feststellt, genügt es nicht, dass »der Gedanke zur Verwirklichung drängt«. Die Wirklichkeit muss »sich selbst zum Gedanken drängen«. Wenn wir den Blick auf unsere Gegenwart richten, auf den vielfach unhaltbaren Zustand unserer Welt – kann es sein, dass diese unsere Wirklichkeit sich zum marxschen Gedanken drängt, dass unsere Gegenwart ein Bedürfnis nach Marx’ Humanismus hat? Dieser Frage geht Werner Schmidt mit erhellenden Problemstellungen, Erklärungen, Zitaten nach. Er zeigt die Aktualität von Marx’ Ansatz, wie die innergesellschaftlichen und globalen Rahmenbedingungen für menschliches Handeln zu verändern wären, damit menschenwürdiges Leben für alle möglich wird, und führt zu wichtigen und aufschlussreichen Stationen marxistischen Denkens.
Betont zugänglich erzählt, kontextualisiert und erläutert:
Werner Schmidts Interpretation des humanistischen Marx wendet sich auch an jüngere Generationen, die sich außerhalb des marxistischen Diskurses politisiert haben, und macht ihn so für brennend aktuelle Fragen nutzbar.
Inhalt
Einleitung
Unsere Wirklichkeit drängt sich zum marxschen Humanismus
1 Welcher Marx?
»Eine unheimliche Entdeckung«
Karl Marx und der Marxismus: eine komplizierte Verbindung
2 Humanismusstreit: wissenschaftlicher Humanismus oder theoretischer Antihumanismus
Der Hintergrund
Ein epistemologischer Einschnitt
»Theoretischer Antihumanismus«
3 Der junge Marx
Eine frühe Wegwahl
Über das Wesen des Menschen
Menschliche Selbstentfremdung
Religiöse Selbstentfremdung
Entfremdung der Lebenstätigkeit
Die politische Entfremdung
Politische und menschliche Emanzipation
Kommunismus: praktischer Humanismus
Kommunismus als Negation der Negation
Schicksalshafte Entwicklung mit spekulativem Subjekt
Das Proletariat, ein spekulatives Subjekt
Das Privateigentum: ein sich selbst auflösendes Verhältnis
Verschiedene Träger der theoretischen und materiellen Waffen der Emanzipation
Gesellschaftliche Rückständigkeit als Ursache der spekulativen Auffassungen
4 Eine kopernikanische Wende
Eine turbulente Zeit
Das Wesen des Menschen wird ausgesiedelt und historisiert
Die Selbstveränderung des Menschen
Animalität und Humanität
Gesellschaft und Individuum
Die Gesellschaft wird Ausgangspunkt der Analyse
Spaltung in persönliches und zufälliges oder Klassenindividuum
Kommunismus: um die Persönlichkeit des Proletariers durchzusetzen
Von »abstrakten« zu »entwickelten Individuen«
Grundlagen einer dialektisch-materialistischen Geschichtstheorie
Kontinuität, Bruch und Übergang
5 »Als das Proletariat die rote Fahne vor der trikoloren fallen ließ«
Das kommunistische Manifest
»Die Geschichte hat uns unrecht gegeben«
6 Über die innere Dynamik des Kapitalismus
Das Getrennte wird wieder zusammengedacht
Die immanente Dynamik des Kapitalismus
Zweck des Kapitals: Erzeugung von Mehrwert
Die »Zwangsgesetze der Konkurrenz« als Quelle der Dynamik
Das Kapital als maßloses automatisches Subjekt
Der »Springpunkt«
Bestimmte und abstrakte Arbeit in den Grundrissen
Lohnarbeit als Einheit von konkreter und abstrakter Arbeit
7 Der doppelt freie Lohnarbeiter
Wer ist produktiver Arbeiter?
Die Produktivität der konkreten Arbeit
Die Produktivität der abstrakten Arbeit
Produktiv aus historischer Perspektive
8 Produkte beherrschen die Produzenten
Entfremdung und Fetischismus als Praxisformen
Lohnarbeit als Entfremdung
Über die Normalisierung und Naturalisierung des Kapitalverhältnisses
Die Macht der vergegenständlichten über die lebendige Arbeit
Der Produktionsprozess als Verwertungsprozess
Die kapitalistische Produktionsweise als »Naturform des gesellschaftlichen Lebens« erfahrene
Ein Blick hinter die fetischisierte Erscheinungsform
9 Vorahnung der Zukunft
Über »Robinsonaden«
»Hence the great civilising influence of capital«
Das Kapital: zunehmende Widersprüche …
… und Destruktivität
Eine konkrete Utopie
Eine neue Dialektik zwischen individuell und kollektiv
Die Zukunft ist offen
10 Der Marx der Arbeiterbewegung: Selbstemanzipation wird zu Etatismus
»… denn es geht nicht an, der Güte die Schwäche zuzubilligen, wie dem Regen seine Nässe«
Ungenutzte Potentiale der Emanzipation
Fehlen der Ideologiekritik
Der abwesende »Springpunkt« als Selbstverstümmelung
Die emanzipatorische Perspektive geht verloren
Bolschewismus – ein Projekt, das von einem unredigierten Manifest ausging