Beschreibung
Die Pariser Polizei jagt marokkanische Dealer, eine Übersetzerin nutzt (endlich) ihr Potenzial.
Ein anarchischer Spannungsroman und eine herrlich gewitzte Cannabis-Komödie mit schamlosen Ausfällen gegen ein verlogenes System und seine Kolonialgeschichte:
Vorhang auf für Patience Portefeux, ›die Alte‹!
»Ihr Blick auf menschliche Schwächen ist mild, ihr Stil geschliffen scharf. Cayre spaziert in ihrer Groteske mit großer Heiterkeit an Abgründen entlang. Ihrem wachsamen Auge entgeht dabei nichts, trotz Sonnenbrille.« Thekla Dannenberg, Freitag
»Großes Erzählkino, staatsverdrossen kapitalismuskritisch, seelenabgründig tief, dabei selbstironisch und witzig. Obendrein in einen der cleversten Plots seit langem verpackt.« Hannes Hintermeier, FAZ
»Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!« Tobias Gohlis, Krimibestenliste
»Die Alte« wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis (Platz 1 international)!
Außerdem Platz 1 auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk und Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der Stoff von Hannelore Cayre ist frisch verfilmt mit Isabelle Huppert, dt. Titel „Eine Frau mit berauschenden Talenten„, Kinostart Oktober 2020.
Auch als E-Book auf allen gängigen Portalen
Kommentar der Verlegerin:
Eine Frau strampelt sich ab, richtet sich in Überforderung ein, trennt sich von den Illusionen der Kindheit, zieht irgendwie zwei Töchter groß, arbeitet bis zum Umfallen als Dolmetscherin für die Kripo, hört tagtäglich endlose Telefonate ab. Kann das Altenheim für ihre Mutter nicht mehr zahlen …
Patience Portefeux ist eine schwer geknechtete Mittelstandsfrau, aber sie ist keine Theres (in Anne Goldmanns Das größere Verbrechen), in der ein vereinsamendes Trauma gärt und schwärt, auch keine Lady Bag (von Liza Cody), die an der Flasche hängt und die Wohlstandsgesellschaft von ganz unten sieht, und keine Anna McDonald (in Klare Sache von Denise Mina), die sich auf der Flucht umdreht und gegen die Raubtiere antritt. Der Ausstieg von Patience Portefeux ist unauffälliger, egoistischer und skrupelloser.
Ihre Lebensodyssee entfaltet sich in Rückblicken als lässig-beißender Kommentar zur Vergangenheit und Gegenwart französischer Verhältnisse samt Konialgeschichte und Terrorangst. Über Jahre hegt sie das Gefühl, das viele Frauen kennen: dass sich etwas ändern muss, dass es so nicht mehr geht. Dann nutzt sie einen Glückstreffer und wird von heute auf morgen Die Alte, eine Frau ohne Moral, aber mit Witz und Wut und genug Wissen, um Klischee und Wirklichkeit auseinanderzuhalten.
Das macht als Lektüre gewaltigen Spaß – zumal ihre Schöpferin, die Strafverteidigerin Hannelore Cayre, keine Gelegenheit auslässt, mit leichter Hand und doch deutlich die ganze Absurdität dessen zu zeigen, was gemeinhin als normal akzeptiert wird. Schließlich ist das Genre genau dafür da.
Also her mit dem Vorstoß der Bürgerin ins kriminelle Milieu, her mit dem Feuerwerk am Nachthimmel: Vorhang auf für Patience Portefeux, die Alte!
Else Laudan