Beschreibung
»Jede Epoche des Marxismus hat ihre theoretischen Debatten hervorgebracht. Einsatz, Niveau und Ton tragen den Stempel der jeweiligen geschichtlichen Konjunktur. So auch die hier zu führende theoretische Kontroverse.
Gewissermaßen als pensionierter Moderator bundesdeutscher Kapital-Lektüre, dessen Kurse an der Freien Universität Berlin im Laufe dreier Jahrzehnte von mehreren tausend Studierenden besucht worden sind, der auch mit Künstlern und mit Gewerkschaftern das Kapital gelesen und seine Interpretation in zwei Bänden niedergelegt hat, bin ich in die gegenwärtige Kontroverse ungeplant hineingeschlittert.
Wenn es im Folgenden unter immer wieder neuen Aspekten um die ›richtige‹ Kapital-Lektüre geht, so nicht im Sinne der ›marxologischen Inversion‹, die sich in den Mönchszellen des großen Rückzugs aus der geschichtlichen Welt eingerichtet hat. Marxologie, als Hilfswissenschaft unentbehrlich, zieht das Interesse von der Welt ab auf den Text, sobald sie sich an die Stelle marxistischer Theorie setzt. Richtiger ist es, das Buch von Marx daran zu messen, wie es unser Interesse auf die Welt lenkt. Obwohl genaue Lektüre angesagt ist, kann sie nicht textimmanent bleiben. Sondern die Probe darauf, wie wir uns die marxsche Darstellung erklären können, führt zur begleitenden Begrifflichkeit einer ›Metatheorie‹, die den Text dadurch aktualisiert, dass sie ihn nach heutigen Kriterien zu begründen sucht.
Der Aufbau des Buches zeigt die Spuren seiner Entstehungsgeschichte. Der erste Teil – abgesehen von einem eingeblendeten Textstück aus den 1970er Jahren – ist zuletzt geschrieben und verfolgt den Zweck, gleich zu Beginn deutlich zu machen, was in der Kontroverse theoretisch und praktisch auf dem Spiel steht. Der zweite Teil sammelt einzelne Kritiken […]. Der dritte Teil arbeitet die in der Kritik aufgetauchten Probleme systematisch durch.«
Inhalt
Teil I – Fragen
1. KAPITAL-Lektüre in den 1970er Jahren und heute
2. Eine Produktionsweise im »idealen Durchschnitt« oder Die als Lösung verkleidetet Aufgabe
Teil II – Kritiken
3. KAPITAL-Lektüre im Lichte der kommunistischen Erfahrung
4. Wie in die KAPITAL-Lektüre hineinfinden? Das Erbe der Althusser-Schule als epistemologisches Hindernis
5. Wachsende Zweifel an der monetären Werttheorie
6. Heinrichs Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie
7. Die »Neue KAPITAL-Lektüre« der »monetären Werttheorie«
8. David Harveys »Begleiter zu Marx’ KAPITAL«
Teil III – Rekonstruktionen
9. Praxis und Personifikation im KAPITAL
10. Eine Wissenschaftsideologie im Widerstreit mit der Wissenschaftspraxis
11. Logische oder dialektische Methode
12. Sein und Zeit der Dialektik