Beschreibung
Aus dem Editorial:
Der begonnene Abriss eines Bahnhofs und das Fällen von Bäumen im Stuttgarter Schlossgarten lösen eine heterogene Protestbewegung aus – von der Rentnerin über angesehene Bürger bis zum Schüler. Die Protestierenden spüren als Hiebe ins eigene Fleisch, was einst parlamentarisch-institutionell korrekt beschlossen wurde. Wo die Demokratie zum Formalismus verkommen ist, lässt die Protestbewegung neben dem „Bürger“, der vor allem als „kreuzchenmachendes Wesen“ interessiert, den „Citoyen“ lebendig werden, der, indem er sich einmischt, im Staat wieder das Gemeinwesen sichtbar macht.
Das Widerspruchsfeld von Revolte und Revolution, auf dem sich kurzfristiger Ausbruch und länger dauernde Umwälzung, spontaner Protest und organisierter Streik, reformerischer Kompromiss und militante Widerständigkeit in vielfältigen Formen durchdringen, wird in diesem Heft neu vermessen. Es führt damit Überlegungen fort, die vor allem an das Doppelheft „Gewaltverhältnisse“ anknüpfen und in „Gewalt und Hegemonie“ systematischer ausgearbeitet worden sind.
Inhalt:
Zum Tode von Georg Bollenbeck 1947-2010 (Karl Heinz Götze)
Volker Braun: Erkundendes Verfahren
Silke Wittich-Neven: Sorgerechtskämpfe in Stadt und Land – über Mitnehmer und Mitgenommene
Die Stadt in der Revolte
Ellen Bareis, Peter Bescherer, Britta Grell, Armin Kuhn und Erwin Riedmann: Die Stadt in der Revolte
Wolfram Schaffar: Der Aufstand, der seinen Namen nicht nennt.Die Rothemden in Bangkok
Richard Pithouse: Das Aufbegehren der Slums: Eine Wortmeldung aus Südafrika
Gregor Kritidis: »Irgendwann nehmen die Tränen Rache.« Zur Renaissance des Anarchismus in Griechenland
Ellen Bareis und Manuela Bojadžijev: Jenseits von Forderungen und Organisierung – Revolten in den französischen Vorstädten
Simone Beate Borgstede: Der Kampf um die Herzen und Köpfe der Menschen
St. Pauli Hafenstraße, 1981 bis 1987
Richard Gebhardt: Das »Sarrazin-Syndrom«. Ein Bestseller als Krisenindikator