Beschreibung
»Theorie und Experiment« liefert eine fundamentale Kritik an der psychologischen Form der Wissensgewinnung noch auf der Basis eines Bekenntnisses zur Experimentalpsychologie: Im Widerspruch zur Funktion, die experimentellen Anordnungen als Prüfinstanz für die Theorieentwicklung zugesprochen wird, bleibt die Beziehung zwischen Theorie und Experiment – das »Repräsentanz«-Problem – in der traditionellen Psychologie weitgehend unreflektiert. Einen Grund hierfür sieht Holzkamp in deren empiristisch-induktivistischer Ausrichtung, der zufolge die Realität einerseits als bloß Vorgefundenes, nicht Gemachtes erscheint, andererseits, Gedachtes schon für die Wirklichkeit genommen, der »konstruktive« Anteil an der Realitätswahrnehmung negiert wird. Den damit verbundenen Folgen – konzeptionelle Beliebigkeit, Begriffsrealismus, dogmatische Verhärtung theoretischer Auffassungen und Stagnation des Wissenschaftsprozesses – lässt sich nur begegnen, wenn die Psychologie die Begriffe und Fragestellungen, die sie an die Realität heranträgt, in die kritische Reflexion einbezieht und die Realität jenseits des eigenen (experimentellen) Kontrollbereichs zur Kenntnis nimmt.
In ihrem radikalen Impuls weitergedacht, führt die immanente Kritik über sich hinaus: »Theorie und Experiment« ist so ein Schritt auf dem Wege zu einer »wirklichen« Psychologie, die in ihrer Erkenntnisweise und Praxis der Subjektivität und Gesellschaftlichkeit der Individuen Rechnung trägt.
Inhalt
Einleitung
A. Wissenschaftstheoretische Grundlegung / I. Das Problem der Geltungsbegründung / II. Das Experiment / III. Das »Repräsentanz«-problem / B. Exkurs über den dreifachen Gegenstand der Psychologie
Vorbetrachtung / I. »Erlebnisse als solche« (»Phänomene«) als Gegenstandsart der Psychologie / II. Die »anschauliche Welt« als Gegenstandsart der Psychologie in Abhebung von der »metrischen Weltform« / III. »Andere Menschen« als konkretem, in unserer Alltagswelt vorfindbare Individuen als Gegenstandsart der Psychologie / IV. Übergreifende Betrachtung der drei psychologischen Gegenstandsarten / V. Das Experiment innerhalb der drei psychologischen Gegenstandsarten / C. Das »Repräsentanz«-Problem bei psychologischem Experimentieren / I. Vorbereitende Überlegungen / II. Die »Subjekt-Repräsentanz« / III. Die »Umgebungsrepräsentanz« / IV. Die »Handlungs- und Erlebensrepräsentanz«