Beschreibung
»Primary Health Care« steht durch die WHO seit über 35 Jahren ganz oben auf der globalen gesundheitspolitischen Agenda. Nicht zuletzt ökonomische Argumente auf der Makroebene haben die Forderung nach einer Stärkung der Primärversorgung in jüngster Zeit wieder lauter werden lassen, gerade auch in den reicheren Industrienationen. Gleichzeitig leidet die primäre gesundheitsbezogene Versorgung an ihrer geringen mikroökonomischen Attraktivität, besonders im ländlichen Raum. Zudem muss sie festgefahrene Rollenbilder und Hierarchien in Frage stellen und beispielsweise in Deutschland eine Neugestaltung der bisher arzt- und medizindominierten Versorgung anstreben. Interdisziplinarität, Partizipation und Gemeindeorientierung sind gängige Schlagworte in der internationalen Debatte über die Primärversorgung, aber ihre Umsetzung erfordert grundsätzliche politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Die Beiträge im vorliegenden Band beleuchten Ansätze und Reformen in Brasilien, Finnland, Neuseeland, Chile, Portugal, der Schweiz und Deutschland sowie die mit der Etablierung einer stärkeren Primärversorgung verbundenen gesellschaftlichen Prozesse. Dabei liefern sie wichtige Erkenntnisse für die Primary-Health-Care-Debatte in Deutschland.