Beschreibung
Die Analysen der kanadischen Soziologin Dorothy Smith, einer der führenden feministischen Denkerinnen Nordamerikas, sind Bausteine für die Entwicklung einer anderen Soziologie. Im Zentrum dieser Soziologie für Frauen steht der »aktive Text«: Jenseits unseres unmittelbaren Wissens besteht Welt in unserem Bewusstsein aus Text-Realitäten. An unzähligen Fäden sind wir durch solche Texte in Gesellschaft eingesponnen, dass wir sie als selbstverständliche Bestandteile unseres Daseins akzeptieren und nicht als Mittel von Institutionen, Bürokratien, Organisationen begreifen, um unser Bewusstsein zu strukturieren, unsere Handlungen zu regulieren. In einzelnen Fallstudien führt Dorothy Smith überzeugend vor, wie Psychiatrisierung, Medikalisierung, Kriminalisierung, Normalisierungsprozesse vorgenommen werden. Teilweise erinnern ihre Analysen und Zugriffsweisen an Michel Foucault, mit einem entscheidenden Unterschied: Smith begreift die vorhandenen Machtstrukturen nicht als Gesellschaft an sich, sondern als Zeugnisse einer entfremdeten Gesellschaft, die vom Kopf auf die Füße gestellt werden muss.