Beschreibung
Verschwinde-Tricks
Wirtschaftsermittlerin V. I. Warshawski rackert sich ab, um sowohl ihrer frisch aufgetauchten und gleich wieder verschollenen Nichte als auch dem Großneffen ihrer Freundin zu helfen. Was ihr wenig Dank und kein Honorar einbringt, dafür gleich zwei kräftezehrende Fälle: Einer führt in den alten Orient, der andere beschert ihr mächtige Widersacher im heutigen Chicago. Und schon fliegen ihr Kugeln um die Ohren. Ihr schlipstragender Ex ist auch keine Hilfe – hat er gar Dreck am Stecken?
In der neuen Paretsky geht es um Aktienhandel und Schuldenfallen, um den Chauvinismus der Mächtigen und um archäologische Schätze aus Syrien.
Die Detektivin ohne Furcht und Tadel im Kampf gegen Korruption und Vorurteil: V. I. Warshawski in Hochform.
#saraparetsky
Vorbemerkung der Ariadne-Herausgeberin
Sara Paretskys Warshawski-Reihe – ich liebe diesen fiktionalen Kosmos, der so sehr der aktuellen Wirklichkeit verpflichtet ist und doch so idealistisch an ihrem Zustand Kritik übt. Ein Trick dabei ist das Spannungsfeld aus heroischer Ermittlerin und total realistischen Schauplätzen und Verflechtungen.
Sie stehen in inniger Beziehung, Warshawski und Chicago, die Protagonistin und der Hauptschauplatz der Reihe. Warshawski mit ihrem starken inneren Kompass und ihrer sozialen Vernetztheit steht für ein utopisches und doch stets gegenwärtiges Konzept von Respekt und Toleranz, ihre Arbeit ist das Aufdecken des Vertuschten und Verschwiegenen. Die Stadt Chicago mit all ihren Widersprüchen, ihren so unterschiedlichen Quartieren, ihrem Gitternetz aus Straßen und Häusern und ihren Waldreservaten, ihren Museen, Unis und Bürotürmen zeigt die Vielfalt der Alltage, aber auch die durchgebackenen Strukturen von Unrecht, Willkür, Korruption, Ausbeutung und Betrug.
Paretskys Romane sind immer hoch aktuell, jeder ihrer komplexen Fälle lässt wie ein Stück aufgeschnittene Torte viele Schichten dessen sichtbar werden, was im heutigen urbanen American Way of Life lebt, stirbt, brodelt, treibt, bremst, killt und strampelt, und fördert zutage, wo überall Missbrauch im Gange ist. Warshawskis sture Unverdrossenheit führt vor, dass inmitten all der Konflikte und Probleme ethisches Handeln möglich ist – und dass seriös weder humorlos noch konservativ heißen muss und mit widerständig gut kombinierbar ist.
Schiebung – geschrieben vor Landnahme – nimmt einmal mehr strukturelles Unrecht aufs Korn und schafft es, mich für gängige Finanzverbrechen ebenso zu interessieren wie fürs Altertum in Syrien. Das macht Paretsky für mich zur Meisterin: Elegant zeigt sie, wie vielfältig diese geschundene Welt ist und wie sehr sie unser Interesse braucht, damit das Unrecht mal weniger wird.
Else Laudan
Für Fans unserer Glossare: Am Ende des Buchs finden sich wieder einige Begriffserklärungen.