Beschreibung
Erzähl’s niemandem.
An einem kalten Wintertag in Edinburgh stirbt eine alte Frau. Sie hinterlässt ein verschüttetes Glas Whisky, eine vergammelnde Mandarine und eine gravierte Paranuss. Aber keinen Hinweis darauf, wo sie herkam, wer sie war und was sie in Edinburgh gesucht hat.
Margaret Penny hat ihr Leben weitgehend verbeutelt und kehrt mit 47 gestrauchelt und ihrer Träume beraubt heim ins graue Edinburgh. Notgedrungen kriecht sie bei Muttern unter, einer mürrischen Alkoholikerin, die praktisch nicht spricht. Jedenfalls nicht mit Margaret. Die braucht nun einen Job – und findet ihn bei einer schrägen Edinburgher Einrichtung, wo man einsam und mittellos Gestorbene verwaltet. Jetzt, im zweitkältesten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, stauen sich dort die ungeklärten Fälle. Deshalb soll Margaret Penny losziehen und Angehörige der toten Mrs. Walker ausgraben. Und vielleicht fällt dabei auch für sie etwas ab …
»Dieses Buch ist ein verdammtes Wunder!« Johannes Kößler in BUCHKULTUR
Auch als CulturBooks-E-Book auf allen gängigen Portalen.
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Anmerkung der Herausgeberin
Ich liebe Bücher, die mich überraschen, bei denen ich nie weiß, was als Nächstes passiert. Die andere Mrs. Walker hat dieses Kriterium zu meiner Verblüffung in eine eigene Kunstform verwandelt. Ausgangspunkt ist eine gescheiterte Protagonistin mit sehr realen weltlichen Sorgen: Margaret Penny, 47. Sie begibt sich auf die Suche nach dem Ariadnefaden, der die Geheimnisse einer alleinstehenden Toten verbindet – und parallel dazu fächert Mary Paulson-Ellis höchst raffiniert eine von der Zeit überwucherte Familiengeschichte auf. Sie beginnt 1929 mit Alfred Walker, seiner gerade gebärenden Ehegattin Dorothea und ihrer Tochter Clementine. In filigranen Bildern werden sinnlich die 30er Jahre heraufbeschworen, der Weltkrieg und die britische Nachkriegszeit. Schillernd und geheimnisvoll webt sich der historische Faden in den dunklen Rahmen eines ganz heutigen, lakonischen Noir. Beiläufig tritt die Moderne mit ihren Frauenbildern zutage: Verbrechen, Künste, Körper, Einsamkeit, Wahnsinn, Krieg und Moral – jedes dieser Themen trennt die Geschlechter, weist Rollen zu, sieht Lebensweisen vor. Wer sich auflehnt, muss mit Gegenwind rechnen, eine Erfahrung, die alle Frauen der Erzählung auf je eigene Weise machen. Nach und nach entfaltet sich das Rätsel um die Mandarinenkerne, die Zwillinge, die verstorbene Mrs. Walker … Aber auch Margaret bleibt nicht unberührt von der Geschichte, die sie Stück für Stück den auffindbaren Indizien entlockt.
Was für eine Erzählung, und was für ein Krimi – denn es geht immer um Verbrechen, um Täuschung und Moral, und die Wahrheit liegt immer im Auge der Betrachterin. Bis zuletzt. Else Laudan