Beschreibung
Der Titel ist leider vergriffen.
»Schwuchtel!« Es war ihm im Zorn herausgerutscht. Weil ich gesagt hatte, er sei unfähig, Mathematikaufgaben zu lösen, nicht etwa, weil er mich wirklich für schwul gehalten hätte. Und ich, der ich schon immer ein richtiger Mann gewesen bin, lief puterrot an und warf ihn hinaus. »Raus!«, schrie ich mit ausgestrecktem Arm, den Zeigefinger auf die Tür gerichtet. Der Kerl stand auf, durchquerte mit erhobenem Kopf und geraden Schultern das Klassenzimmer, ohne links oder rechts zu schauen, ohne jede Scham, und da wusste ich, dass ich eine Trine war, denn dieser Junge gefiel mir.
Tomeu, ein an Aids erkrankter Katalane, blättert sein Leben auf. Zärtlich und ungeschönt erzählt er von seinem Coming-out in der Franco-Zeit, erinnert sich lebhaft an die Jahre mit Fabrizio, die Befreiung nach Jahren der Kurzzeitbeziehungen und der Subkultur in dunklen Gassen. Mit spöttischer Nüchternheit strickt Tomeu seine Erzählung über das Leben, die Liebe, die Freundschaft und den Tod.
Maria-Antònia Oliver wurde 1946 auf Mallorca geboren. Bereits während der Franco-Diktatur setzte sie sich für einen demokratischen Wandel ein und kämpfte für die Gleichberechtigung der Geschlechter.