Beschreibung
Wer politische Kriminalromane schätzt, will die kühne Literatin Sarah Schulman nicht verpassen. In ihrem neuen New York-Noir erzählt sie mit sardonischer Situationskomik von einer Ermittlerin im Zustand der Auflösung:
Ex-Cop Maggie Terry muss neu anfangen, doch in ihrer Welt ist nichts mehr wie früher. Das Telefon ist tot, die Nachbarschaft fremd, überall Trump und Trends und Technik. In Maggies Leben, in ihrer Stadt klaffen Lücken. Und mit sich ins Reine zu kommen scheitert an der Schwere eigener Fehler und Versäumnisse. So hangelt sie sich von AA- zu NA-Meetings, sucht nach Bodenhaftung. Ein Fall könnte helfen – oder die endgültige Katastrophe herbeiführen …
Maggie Terry ist die suchtkranke Ermittlerin einer Welt aus den Fugen. Die strauchelnde Morduntersuchung ist zugleich politisches Statement und Abgesang: komödiantisch und untröstlich, realistisch und radikal subjektiv.
Eine kleine Hörprobe, vorgelesen von der Verlegerin, gibt es hier: Sieben Minuten – Sarah Schulman: TRÜB
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Kommentar der Verlegerin:
Die frisch entgiftete Expolizistin Maggie Terry ist desorientiert, versteht sich selbst kaum. Als Wahrheitssucherin stolpert sie ständig über ihre eigenen Füße. Und ihr inneres Chaos spiegelt auf tragikomische Weise das ihrer Stadt: New York City, in Sarah Schulmans frühen Romanen eine pulsierende, geschichtsträchtige Metropole blühender Gegenkultur, erinnert jetzt an einen Kadaver, benagt von Neoliberalismus und Gentrifizierung, vom Verfall der amerikanischen Gesellschaft, wo die meisten Leute im Konfliktfall nur noch ein Rezept kennen: die Polizei rufen.
Trüb ist ein so komödiantischer wie schwermütiger New York City Noir. Sarah Schulman knüpft an die politische Tradition des US-amerikanischen ›Hardboiled Mystery‹ an. Die komisch-groteske Überforderung der ihrer Illusionen beraubten Ermittlerin, zugleich ein Abgesang auf urbane Utopien, ist ein ratloses und doch verbindliches Statement zur Gegenwart: trostlos, kritisch, geistreich, mit Situationskomik, Schärfe, Wissen um Zusammenhänge und viel Herz.
Else Laudan