Beschreibung
Rassismus ist falsches Wissen und soziale Realität. Er basiert auf der Behauptung, die Menschheit sei von Natur aus und unwiderruflich in verschiedene Kategorien unterteilt. Ob als »Rassen« oder zeitgemäßer als »Ethnien« und »Kulturen« bezeichnet, gelten sie als miteinander konkurrierende biologische Gemeinschaften. Wer einer anderen Kategorie Mensch angehört, stellt eine »äußere« Bedrohung dar. Bestehende Ängste und Vorurteile werden mit der Anwesenheit von »Fremden« erklärt. Die Abwehr der angeblich von ihnen ausgehenden Gefahr legitimiert rassistische Gewalt ebenso wie politische, rechtliche, ökonomische und soziale Diskriminierung. Seit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert veränderte sich die rassistische Ideologie mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen sie reproduziert wurde. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus tauchte sie in der Bundesrepublik in den Debatten um die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte als »Rassismus ohne Rassen« wieder auf. In den politischen Auseinandersetzungen um Einwanderung, multikulturelle Gesellschaft und Asyl entwickelte sich in den 80er Jahren eine neue Form dieser Ideologie. Seither scheint »Kultur« erblich zu sein und »kulturelle Differenz« bestimmt offenbar das Ausmaß der wesentlichen öffentlich diskutierten Probleme.