Beschreibung
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Irgendwann in nächster Zukunft: Nach dem Tod ihres Gefährten kehrt Faith Singer nach Auckland zurück, um den Buchladen ihrer verstorbenen Eltern zu übernehmen. In ihr reift die Absicht, das Lädchen inmitten der sich ausbreitenden Slums in eine Oase der Kultur zu verwandeln. Mit ihrer Schwester Violet, die Auckland kennt wie ihre Westentasche, durchstreift sie die verwüsteten Bibliotheken der Stadt auf der Suche nach guten Büchern. Die Straßen sind aufgeteilt in Territorien, bevölkert von drogensüchtigen Jugendbanden und surreal anmutenden Straßengangs. Ständig steigt die Zahl der Obdachlosen, Menschen der Straße genannt, die um ein Überleben in Würde kämpfen. Violet, die die romantische Ader ihrer Schwester müde belächelt, hat sich der tätigen Unterstützung dieser Menschen verschrieben. Wo die Politik längst versagt hat, organisiert sie kollektive Essensausgaben, medizinische Notversorgung und stellt eine Protestbewegung auf die Beine, um die wohlhabenden Menschen in den geschützten Vororten aufzurütteln. Als die regierende Koalition, die längst das Interesse an Menschlichkeit im System verloren hat, gegen eine Großkundgebung mobilmacht, eskaliert das soziale Klima.
Die apokalyptisch anmutende Welt der Raubstadt entfaltet sich in einer überraschend sinnlichen und zärtlichen Sprache. Lebendig wird alles in der neu erwachsenden Beziehung der Schwestern, die einander so fremd und zugleich vertraut sind wie Not und Wunschtraum, aufgewachsen als Kinder unserer Zeit. Die Spannung und Faszination entsteht aus den Gegensätzen – zwischen der Sozialromantik der Erzählerin und dem Pragmatismus ihrer Schwester, zwischen den verslumten Straßen der Innenstadt und den lauschigen Vororten, zwischen Faiths Interpretation der Wirklichkeit und dem, was sie übersieht. Die Raubstadt im Neuseeland der Jahrtausendwende ist Mahnung und Möglichkeit: Wo Marktwirtschaft zum goldenen Kalb erhoben wird, können soziales Elend und urbaner Raubbau rapide Fuß fassen. Dem kann nur mit sozialer Verortung und Verantwortung begegnet werden (und es ist so kurzsichtig wie gefährlich, dies einer neoliberalistisch regierenden Sozialdemokratie zu überlassen). Rosie Scott schreibt mit Hoffnung, Zorn und glühender Leidenschaft über die Kraft von Büchern und die Fähigkeit und Ohnmacht von Menschen.