Beschreibung
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Stuart Halls Schriften stehen gegen post-strukturelle Verflachungen und Ideologisierungen – eine Theoriebildung, die sich im Befreiungsinteresse stets politisch eingreifend versteht. Band 5 der Ausgewählten Schriften nimmt mit Texten zu Staat, Populismus und Globalisierung die zentralen Elemente und Wirkungsweisen von Hegemonie unter die Lupe, handelt somit von Herrschaft und Macht, Ideologie und Alltagsverstand, Repräsentation und Partizipation und setzt diese in Bezug zu den wesentlichen strategischen und institutionellen Akteuren in der Gesellschaft: Staat, Parteien, Intellektuelle, kulturelle Szenen usw. Hall rückt das gesellschaftliche Ganze in den Blick, bringt »die gelebte Erfahrung von Individuen und sozialen Gruppen mit gesellschaftlichen Prozessen, Diskursen und Kämpfen in Zusammenhang« und analysiert deren Vermittlung.
Die Kategorie der Hegemonie erweist sich für eine solche Analyse gesellschaftlicher Kämpfe und politischer Konjunkturen als unverzichtbares Instrument.
Herausgegeben von Victor Rego Diaz, Juha Koivisto und Ingo Lauggas.
Inhalt
Der strittige Staat / Die Entstehung des repräsentativen/interventionistischen Staates, 1880er-1920er Jahre / Nicos Poulantzas: Staatstheorie / Popular-demokratischer oder autoritärer Populismus / Die Bedeutung des autoritären Populismus für den Thatcherismus / New Labours doppelte Kehrtwende / Bewegung ohne Ziel – The great moving nowhere show / »Die soziale Frage soll nicht gestellt werden«. Ein Interview / Die Stadt zwischen kosmopolitischen Versprechungen und multikulturellen Realitäten / »Jeder muss ein bisschen aussehen wie ein Amerikaner« – Über die Bedeutung des Kulturellen fürs Verstehen der Gesellschaft. Stuart Hall und Bill Schwarz im Gespräch / Zur Deutung der Krise. Stuart Hall und Doreen Massey erörtern Ansätze zum Verständnis der gegenwärtigen Krise / Eine permanente neoliberale Revolution?
Empfehlung 2020: Es gibt einen umfassenden Beitrag zu Stuart Hall von Stefan Howald auf theoriekritik.ch, 22. April 2020. Der Verfasser beginnt mit der jüngst erschienenen Hall-Autobiographie Vertrauter Fremder – ein Leben zwischen zwei Inseln, um dann Halls Arbeiten und Schriften chronologisch zu referieren und zu kontextualisieren.
»Vertrauter Fremder ist eine Autobiografie besonderer Art, weil sie das Subjekt Stuart Hall hartnäckig auf dem Hintergrund der Verwerfungen des 20. Jahrhunderts betrachtet, als Objekt von Kolonialismus und Postkolonialismus. Hall selbst merkt an, Freunde in England, die ihn über lange Jahre kannten und sich als Antikolonialisten verstanden, hätten ihn ganz selbstverständlich in eine europäische Tradition einbezogen und nie ganz begriffen, warum ihn die Situation zwischen zwei Kulturen persönlich so umtreibe. Das Buch macht die Brisanz dieser Frage nochmals deutlich. (…) Es macht einen Reiz aus, dass Stuart Hall die konkreten Erfahrungen plastisch beschreibt und sie zugleich verallgemeinert. Er beschreibt eindringlich die Geschichte Jamaikas und des Kolonialismus, schildert die vielfältigen Differenzierungen des jamaikanischen Gesellschaftssystems, die herkömmlichen Rassismen und Herrschaftsstrukturen, aber er geht darüber hinaus und fragt, wie einst Frantz Fanon: Was bewirkt diese Lage in den Subjekten?« Stefan Howald auf theoriekritik.ch